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Personalisierte Medizin in der Reproduktionsmedizin
Personalisierte Medizin ist ein Behandlungskonzept mit dem Ziel, Patienten zu einer für sie persönlich geeigneten Therapie zu verhelfen und zugleich das Gesundheitswesen effizienter zu gestalten. Beim Therapiekonzept der „Personalisierten Medizin“ werden Medikamente erst eingesetzt, wenn ein diagnostischer Test zuvor gezeigt hat, dass das Medikament bei dem Patienten voraussichtlich wirken wird, oder voraussichtlich weniger problematische Nebenwirkungen bereitet oder welche Dosierung für ihn am besten geeignet ist.1 In der Reproduktionsmedizin gibt es ein erstes Medikament zur kontrollierten ovariellen Stimulation, das das Konzept personalisierter Medizin realisiert. REKOVELLE® (hrFSH) wird basierend auf einem Algorithmus aus AMH-Wert und Körpergewicht präzise dosiert, um so eine weitgehend konstante Anzahl von Follikeln reifen zu lassen, ohne dass weitere Dosisanpassungen während der Stimulation vorgenommen werden müssen.2,a
Personalisierte Medizin optimiert die bisherige individuelle Therapie
Schon immer haben Ärzte versucht, ihre Entscheidung über die bestmögliche Therapie für einen konkreten Patienten nicht nur auf die Krankheitsdiagnose zu begründen, sondern auch auf patientenindividuelle Charakteristika – wie etwa dem Alter, die physische Konstitution, und die Familienanamnese zu beziehen. Mit der modernen Diagnostik lassen sich nun auch genetische, molekulare und zelluläre Eigenschaften eines Patienten erfassen und hieraus Schlüsse ziehen, ob eine bestimmte Therapie in Betracht kommt. Personalisierte Medizin bedeutet eine erhebliche Steigerung der Präzision im Vergleich zu bisherigen Methoden.
Zur Optimierung der Behandlungserfolge tragen mittlerweile auch Medikamente bei, die personalisiert verabreicht werden. In diesem Zusammenhang spielen Biomarker eine wichtige Rolle, die grundsätzlich drei Arten von Prognosen für eine optimale Medikamentenwahl und Dosierung liefern können:
Ausblick Innovation Personalisierte Medizin
Die nächste Generation von Biomarkern kombiniert mit der Big-Data Technologie wird versuchen, die Präzision zur Detektion von Dysfunktionen weiter zu verbessern. Informationen über das Genom, epigenetische Mechanismen, Transkriptome, Proteome, Metabolome und molekulare Diagnosen können integriert und darauf basierend Screening- und Identifikations-Plattformen analysiert und etabliert werden. Nur durch das genaue Verstehen der unterschiedlichen Infertilitätsursachen können personalisierte Diagnosen erstellt werden, die individuelle Therapien ermöglichen, was die Ergebnisse der Reproduktionsmedizin zukünftig positiv beeinflussen kann.
Dabei ist es von Vorteil, die Kinderwunschpatientin in die personalisierte Behandlung miteinzubeziehen und die Datenerhebung mittels Self-Tracking zu optimieren, da die Behandlungserfolge in der Reproduktionsmedizin nicht zuletzt von der Gesundheitskompetenz der einzelnen Kinderwunschpatientin abhängen. Eine kontinuierliche Weiterentwicklung dieser Stellschrauben in der personalisierten Medizin kann dazu beitragen, dass die Kinderwunschpatientinnen einen Schritt näher zum Behandlungserfolg kommen.
Referenzen:
1 vfa-Positionspapier Personalisierte Medizin. März 2020.
2 Nyboe Andersen A, Nelson SM, Fauser BCJM, et al. Individualized versus conventional ovarian stimulation for in vitro fertilization: a multicenter, randomized, controlled, assessor-blinded, phase 3 noninferiority trial. Fertil Steril 2017; 107:387–396.
a vordefinierter sekundärer Endpunkt; keine Multiplizitäts-Anpassung; führte nicht zu einem signifikanten Unterschied in der Schwangerschaftsrate und/oder den OHSS-Raten
b < 4 Oozyten oder > 20 Oozyten: Rekovelle: 14,5 %, Follitropin alpha: 18,4 %, p=0,002, Absolut: 3,9 %, Relativ: 21,2 %
Weiterführende Informationen:
Griesinger G. Personalisierte Ansätze in der Kinderwunschbehandlung. Diagnostik im Dialog 2016; 50:22-23.
Zhang P-Y, Yu Y. Precise Personalized Medicine in Gynecology Cancer and Infertility. Frontiers in Cell and Developmental Biology 2020; 7:382.